Siedlungsspuren aus der römischen Kaiserzeit in Hagen

August 2010: Kaiserzeitliche Siedlung mit umfassenden handwerklichem Produktionsbereich ergraben
 
 
 

 

 Von Anfang August bis Mitte September 2010 wurde in Hagen-Brink zwischen dem Stadtweg und der Bahntrasse ein ca. 2 Fußballfelder großer Bereich archäologisch untersucht. Die Grabung war notwendig geworden, weil hier in Kürze ein Neubaugebiet entsteht. Nach dem Abschieben des Oberbodens, ergab die Sondierung des Bodens viele interessante Verdachtsflächen auf Siedlungsspuren, die für eine vertiefende Untersuchung in Frage kamen. Für die enorme Fläche wurden viele Helfer gebraucht. Glücklicherweise fand ein kurzfristig durch die Stadtarchäologie veranlasster Aufruf zur Unterstützung der Ausgrabung große Resonanz. Ca. 20 zusätzliche freiwillige Helfer konnten für die Ausgrabung gewonnen werden. Natürlich haben auch die Mitglieder der Archäologie-AG unterstützt.

In dem hellen Sandboden zeichneten sich die Spuren der Besiedelung in Form von Bodenverfärbungen, verursacht von Pfostenlöchern, Abfallgruben und Laufhorizonten deutlich ab. Natürlich wurden auch einzelne oder im Verband liegende Steine gefunden, deren frühere Funktion nicht immer klar herzuleiten ist. Anhand der Keramikfunde konnte der Zeitraum der Besiedelung grob auf die Zeit von 300 – 500 n. Chr. bestimmt werden. Eine genaue Auswertung der Funde und Befunde soll im Rahmen einer Bachelorarbeit durch die Stader Archäologie-Studentin Alexandra Borstelmann an der Uni Hamburg erfolgen.

 Besonders interessant ist der Nachweis einer intensiven gewerblichen Produktion, z.B. Textilherstellung und Eisenverarbeitung. Es wurden die Überreste von Grubenhäusern freigelegt, in denen Textilien hergestellt wurden, was die Funde von Spinnwirteln und Webgewichten belegen.

Auch wurde an verschiedenen Punkten der Nachweis erbracht, dass hier Roheisen weiterverarbeitet wurde. Funde von Fließschlacke, verglaster Schlacke, Hammerschlag (Eisenoxid) und Essesteine belegen dies.

Die Menge der gewerblichen Funde gibt Anlass zur Vermutung, dass in Hagen über den eigenen Bedarf hinaus produziert wurde. Durch die Lage der Siedlung in der Nähe eines uralten Fernhandelsweges dürfte sicherlich auch der Absatz von Produkten erleichtert worden sein.

Eine Samstagsführung über die Grabung wurde von der Hagener Bevölkerung gut angenommen.

Ein riesiges Gelände war in kurzer Zeit zu bearbeiten

Die Arbeitsgemeinschaft in Aktion...

Grabungsleiter war Wolfgang (links im Bild)

... die Funde laden zu Diskussionen ein.

Die Besiedelungsspuren zeichnen sich deutlich im hellen Sand ab.

Sehr ausgeprägtes Profil einer Grube

Uli am Boden in Aktion

Ulli bereitet ein Spezialstativ für Senkrechtaufnahmen vor

(Fast-)Senkrechtaufnahmen geben einen weniger verfälschten Eindruck vom Befund.

Schlacke - ein Überrest der Schmiedearbeit

Glasschlacke

Frisch freigelegte Scherben

Befund mit Steinsetzungen

Welche Funktion mag dieser Stein wohl gehabt haben...?

Matthias zeichnet die Befunde und ist auch durch den Regen nicht zu stoppen.

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