Eisenzeitliche Siedlungen im Niederelbegebiet

Hausbau und Standortbedingungen eisenzeitlicher Siedlungen im Niederelbegebiet

von Andreas Schäfer (Stade)

Dieser Artikel erschien in: Michael Meyer (Hrsg.): Haus – Gehöft – Weiler – Dorf. Berliner Archäologische Forschungen 8 (Berlin 2010), S. 281–307

Einführung

Im Rahmen der im Frühjahr 2008 an der Universität  Hamburg eingereichten Dissertation des Verfassers wurden  die Siedlungen im Niederelberaum von der jüngeren  Vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit  wissenschaftlich bearbeitet (Schäfer 2008). Der geographische Schwerpunkt der Arbeit lag dabei auf dem Gebiet  der Freien und Hansestadt Hamburg. In die wissenschaftliche Auswertung wurden auch Befunde des Hamburger  Umlandes – also dem angrenzenden Gebiet Schleswig-Holsteins und Niedersachsens – mit einbezogen. Nachfolgend werden die Hausgrundrisse der Vorrömischen Eisenzeit im Arbeitsgebiet vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Standortbedingungen gelegt,  die sich nicht nur anhand von geologischen Karten, sondern  für das Gebiet Hamburgs auch durch Laserscan-Daten (LIDAR) herausarbeiten lassen.

Die Siedlungen mit Hausbefunden

Einige Siedlungen der Vorrömischen Eisenzeit erbrachten  Hausbefunde (Abb. 1), die zunächst kurz vorgestellt und  in ihrem Aussagewert diskutiert werden sollen. Die unterschiedlichen  Hausbefunde werden auf ihre Bauweise,  Größenverhältnisse, Ausrichtungen und Besonderheiten  hin schlaglichtartig beleuchtet. Zur Gesamtbeurteilung  der einzelnen Fundplätze werden die topographische  Lage, naturwissenschaftliche Untersuchungen, die Ansprache  und Datierung der Keramik sowie die Sonderfunde  in die Betrachtung mit einbezogen.

Agathenburg, Fpl. 36 (Lkr. Stade)

Der Fundplatz liegt auf der flachwelligen Geest auf einer saaleeiszeitlichen Grundmoräne nahe dem Übergang in das Elbtal (Marsch). Der anstehende Boden ist durch Sand und kleinere Bereiche mit Kies gekennzeichnet. In geringer Entfernung der Grabungsschnitte liegt ein verlandeter Teich, der womöglich den Ausschlag für die Auswahl des Siedlungsplatzes gegeben hat.

Westlich der Ortschaft Agathenburg waren aufgrund von Sandabbau immer wieder Ausgrabungen notwendig geworden. In den Jahren 1991 und 1992 musste eine Fläche von etwa 5.300 m²Sandabbau ausgegraben werden (Hofmann 1996, 96 f.). Im Zuge dieser Kampagnen konnten über 800 archäologische Befunde in Form von Gruben,  Feuerstellen, Öfen und Hausgrundrissen aufgenommen werden.  Der östliche Teil des Fundplatzes war vor den Grabungsarbeiten bereits durch Kiesgrubenarbeiten zerstört.  Nach Norden und Süden dünnen die Befunde auf der Fläche deutlich aus, so dass der ehemalige Siedlungskern vermutlich im Bereich von Haus 1 und östlich davon lag (Schäfer 2008, 89 f.)

Der Ost-West ausgerichtete Hausbefund 1 (Abb. 2) ist 10,5 m lang und 5,1 m breit. An der Ostseite ist der Befund nicht ganz erhalten, da der Befund an der Abbruchkante der Kiesgrube liegt. Der Befund hat eine Grundfläche von 39,2 m² und ist drei- und vierschiffig konstruiert. (Von E. Först wird ein vierschiffiger Bau mit drei Pfostenreihen, einer Firstpfostenreihe und jeweils einer parallel zum nördlichen und südlichen Wandgräbchen in einem Abstand von 25 bzw. 50 cm verlaufenden Pfostenreihe vorgeschlagen (1997, 46).)

Abb. 2: Agenthenburg Fpl.36, Huas 1 (Planum und Profile)

Erhalten ist eine Mittelpfostenreihe mit drei Pfosten, die die Dreischiffigkeit des Hauses markieren. Diese Pfosten sind 0,25 bis 0,40 m tief erhalten. Der Hausgrundriss wird durch zwei Ost-West orientierte Wandgräbchen dreigeteilt. Der südliche und der nördliche der drei Räume sind vierschiffig. Der Raum A misst 12 m² (westlichster Raum); Raum B 14 m² (Mitte) und Raum C 13,2 m².

Das Haus 4 (Abb. 3) ist ein Ost-West ausgerichtetes, annähernd quadratisches 9-Pfosten-Speichergebäude mit einer Länge von 4,4 m und einer Breite von 3,7 m bei einer Grundfläche von 16,3 m². Die Pfostenlöcher der nördlichen und südlichen Reihen waren mit Sand, Holzkohle und gebranntem Hüttenlehm verfüllt. Das deutet auf einen Brand innerhalb des Gebäudes hin. Vom Ausgräber wurde vermutet, dass nur der nördliche und südliche Bereich mit einem Lehmestrich versehen war (Ziermann/Mèzec 1993, 28). Die Keramik kann nur allgemein in die Vorrömische Eisenzeit datiert und nicht näher unterteilt werden. Daher ist es nicht möglich, unterschiedliche Besiedlungsphasen oder horizontale Stratigraphien herauszuarbeiten.

Abb. 3: Agathenburg, Fpl. 36, Haus 4 (Planung und Profile)

In Agathenburg wurden ausschließlich Pfostenhäuser, jedoch keine Grubenhäuser dokumentiert. Alle Hausgrundrisse sind ähnlich ausgerichtet, die Hausgrundrisse  waren teilweise sehr fragmentarisch erhalten, lediglich Haus 1 und der Speicherbau (Haus 4) sind so gut überliefert, dass sie Rückschlüsse auf die Konstruktionen zulassen. Aussagen zur durchschnittlichen Hausgröße sind daher nicht möglich.

Im nördlichen Bereich des bislang ergrabenen Areals konnten etliche Öfen aufgenommen werden; hier scheint ein Werkbereich gelegen zu haben. Dieser Werkbereich weist einen Abstand von 15 bis 20 m zu den Gebäuden auf.

Hinweise auf die lokale Siedlungsstruktur lassen sich angesichts der kleinen Grabungsfläche nicht herausarbeiten. Eine abschließende Beurteilung kann nicht vorgenommen werden, Berechnungen über die ehemalige Dorfgröße müssen aufgrund der geringen Fläche hypothetisch bleiben (Schäfer 2008, 95 f.)

Ashausen, Fpl. 6 und 13 (Lkr. Harburg)

Die Belegung des Fundplatzareals reicht vom 1. Jh. v. Chr. bis in das 2. Jh. n. Chr. (Eger 1999). Die Fundplätze liegen westlich der Straße von Ashausen nach Scharmbeck. Zwischen 1967 und 1969 fanden aufgrund von Kiesgrubenerweiterungen mehrere archäologische Notbergungen im Bereich der Fundplätze 6 und 13 statt.

Auf den Grabungsflächen wurden die Reste von zwei eingetieften Grubenhäusern dokumentiert. Pfostenbauten konnten nicht mehr aufgenommen werden, da die Grabungsfläche im Vorfeld zu tief abgeschoben wurde. Daher haben sich nur stärker eingetiefte Strukturen erhalten. „An den meisten Stellen war der Mutterboden samt den obersten Sandschichten bereits abgeschoben, so dass das Niveau unter dem kaiserzeitlichen Laufhorizont lag. Es haben sich daher nur tiefer in die Erde reichende Befunde erhalten.“ (Eger 1999, 184)

Abb. 4: Ashausen, Fpl. 6/13, Haus 1, Planum 1

Abb. 5: Ashausen Fpl. 6/13, Haus 1, Planum 3 und Profil

Bei Haus 1 (Abb. 4 und 5) handelt sich ehemals um ein 6-Pfosten-Grubenhaus, von dem sich fünf Pfosten erhalten haben. Die Länge des Ost-West ausgerichteten Befundes beträgt 4,8 m, die Breite 2,8 m. Auf einer Seite lagen drei Pfosten, auf der gegenüberliegenden Seite ein Eckpfosten und der zurückversetzte Firstpfosten. Vermutlich sind die Firstpfosten etwas tiefer eingerammt worden, hier fehlen allerdings die Profilschnitte. Der Befund lag am Rande der Kiesgrube und war der Länge nach bereits fast zur Hälfte abgebaggert, die Länge des Befundes lässt sich aber dennoch vollständig rekonstruieren. Der Befund ist bis zu 1 m unter Erfassungsplanum erhalten. Im untersten Planum (etwa 70 cm unter Grabungsniveau) kann der Rest eines Wandgräbchens noch erahnt werden. Dieses Gräbchen verlief zwischen den Pfosten der Schmalseiten und entlang der Längsseite. Die Pfosten sind zwischen 0,35 und 0,7 m unter der Grubenhaussohle erhalten. Aus der Verfüllung stammen diverse Scherben (u. a. mit dreizeiliger Rädchenzier) und wenig Eisenschlacke. Der Befund kann durch die Keramik in die Stufe B2 datiert werden (Eger 1999, 185).

Das Haus 2 ist ein fragmentarisch erhaltenenes, Ost-West ausgerichtetes Grubenhaus mit einer Länge von 7,1 m. Die Breite des Befundes kann nicht mehr ermittelt werden, da der Befund durch den Sandabbau bereits stark gestört war. Erhalten haben sich lediglich zwei Pfosten, einer davon lag an der Stirnseite, der andere innerhalb des Grubenhauses. Eventuell handelt es sich analog zu Haus 1 um ein ehemaliges 6-Pfosten-Grubenhaus. Der Befund ist bis 1 m erhalten, die Tiefe der Pfostenlöcher liegt zwischen 1,5 m und 1,7 m unter Planum sowie 0,6 m und 0,7 m unter Grubenhaussohle.

Die Siedlung befand sich mit dem Wohnbereich vermutlich auf dem sandigen Geestrücken, während die Werkbereiche der Siedlung weiter südlich im Bereich der heutigen Autobahntrasse gelegen haben, die Bodenverhältnisse sind anmoorig. Insgesamt konnten auf diesem Fundplatz 40 Befunde ausgegraben werden. Sie unterteilen sich in Gruben, die beiden Grubenhäuser, zwei Wasserlöcher/Brunnen und Öfen. Die Analyse der paläobotanischen Reste aus einem Brunnen ergab, dass das Siedlungsgelände stark vernässt war und bis zur Ausgrabung unter dem Grundwasserspiegel lag. Im Fundmaterial überwiegt die Keramik der jüngsten Vorrömischen Eisenzeit und älteren Römischen Kaiserzeit. Das keramische Material wurde grundlegend publiziert (Eger 1999, Tafelteil).

Buxtehude-Daensen, Fpl. 25 (Lkr. Stade)

Aufgrund einer Kiesgrubenerweiterung wurden von 1993 bis 1996 von der Archäologischen Denkmalpflege auf dem „Hamburger Berg“ in Buxtehude-Daensen (Lkr. Stade) Rettungsgrabungen durchgeführt. Bislang wurde eine Fläche von mehr als 48.000 m² mit weit über 1.000 archäologischen Befunden ausgegraben. In den nächsten Jahren ist mit einer Erweiterung des Kiesgrubengeländes und damit auch der Grabungsfläche zu rechnen.

Der anstehende Boden besteht aus sandigen Flächen mit kiesigen Linsen, die die Grabungsarbeiten sehr erschwerten. Darüber hinaus wird die Befundansprache durch zahlreiche Baumwürfe auf der Fläche ebenfalls schwer beeinträchtigt. Dadurch sind die Hausgrundrisse teilweise in ihrer Bauweise schwer anzusprechen. Lediglich zwei Hausbefunde erlauben nähere strukturelle Aussagen (Schäfer 2002b, 18).

Abb.6: Buxtehude-Daensen, Fpl. 25, Haus 1 (Planum und Profile)

Das Haus 1 (Abb. 6) war ehemals eventuell dreischiffig konstruiert und Ost-West ausgerichtet. Der Hausgrundriss war bis zu 13,65 m Länge und 5,2 m Breite erhalten, die Grundfläche beträgt 71 m². Dokumentiert wurden 13 Pfosten im Hausinneren und ein fast vollständig umlaufendes Wandgräbchen. Die Pfosten in den Wandgräbchen sind sehr tief erhalten (bis zu 0,49 m) und hatten vermutlich dachtragende Funktion. An der westlichen Schmalseite zeigt sich ein Steilgiebel. Direkt neben dem Hausbefund wurde eine Speichergrube aufgenommen, die nach den Radiokarbondaten zwischen 405 bis 205 v. Chr. datiert.

Das Haus 5 (Abb. 7) war dreischiffig erhalten und hat eine Länge von 14,3 m und eine Breite von 6,8 m. Der Befund war Ost-West ausgerichtet, die Grundfläche beträgt 97,24 m². Das Gebäude ist mit einem umlaufenden Wandgräbchen versehen, in das einige Staken eingelassen sind. Auf der Innenfläche sind insgesamt sechs bis zu 40 cm tiefe Pfosten erhalten. Das vollständig erhaltene Wandgräbchen wird im Südwesten durch einen jüngeren Grubenkomplex überlagert. Zwei im Gebäudeinneren zentral dokumentierte Feuerstellen legen eine Nutzung des Gebäudes zu Wohnzwecken nahe. Bei den Untersuchungen wurden neben Feuerstellen, Vorrats- und Siedlungsgruben sowie Öfen mit Windschutz auch die Reste von Pfostenhäusern dokumentiert.

Abb. 7: Buxtehude-Daensen, Fpl.25, Haus 5 (Planum und Profile)

Sechs dieser Häuser waren Ost-West bzw. annähernd Ost-West ausgerichtet, lediglich ein Haus war Ost-Süd-Ost – West-Nord-West orientiert. Die schlechten Erhaltungsbedingungen und die starken Störungen durch zahlreiche Baumwürfe erschweren die Ansprache allerdings  erheblich.

Die einzelnen Hausstrukturen zeigen keine Umbauphasen, Viehboxen sind ebenso nicht erkennbar. Da auch keine weiterführenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen – etwa Phosphatanalysen – durchgeführt wurden, kann nicht entschieden werden, ob die Häuser nur als Wohnhäuser oder auch als Wohnstallhaus genutzt wurden. Eine chronologische Trennung der Häuser ist anhand des keramischen Fundmaterials nicht durchführbar. Die Beantwortung von Fragen zu chronologischen Abfolgen oder Gleichzeitigkeiten der Hausbefunde wird auch aufgrund fehlender Überschneidungen baulicher Strukturen und durch die lockere Streuung der Hausgrundrisse erschwert.

Die Belegung des mehrperiodigen Fundplatzes umfasst nach den Radiokarbondaten das Mittelneolithikum, die ältere Bronzezeit, die Vorrömische Eisenzeit und die spätsächsische Zeit. Die große Masse der Funde und der naturwissenschaftlichen Daten weist jedoch in die Vorrö-mische Eisenzeit. Die dokumentierten Hausgrundrisse können durch das keramische Material aus den umliegenden Befunden in die jüngere Vorrömische Eisenzeit datiert werden. Inwieweit die anderen Perioden durch Funde und Befunde vertreten sind, wird erst eine vollständige Auswertung der jüngst ergrabenen Befunde zeigen (Schäfer 2002b, 19 f.).

Marmstorf, Fpl. 13 (Freie und Hansestadt Hamburg)

Der Fundplatz liegt auf einer Kuppe, die nach Norden und Osten steil sowie nach Westen sanft abfällt. In der direkten Umgebung befindet sich der Fundplatz Marmstorf 68/69, nur wenig entfernt liegen die Fundplätze Marmstorf 52, 62, 66/67 und 70 (Abb. 8). Der Fundplatz ist Teil einer Siedlungskammer, deren Zentrum das Mühlenbachtal sein könnte. Die Grenzen der Siedlungskammer bilden im Norden, Osten und Süden die Elbmarschen sowie das Seevetal, im Westen endet sie an den Höhen der Harburger Berge. Die Fundplätze – überwiegend Siedlungen und Gräberfelder der jüngeren Bronze- und Eisenzeit – liegen auf den zum Mühlbach abfallenden Talhängen (Lüth 1984/85, 51 ff.). Der geologische Untergrund besteht analog zu Marmstorf Fpl. 68/69 aus Geschiebelehm und kiesigen Sanden, die in unterschiedlicher Stärke von Flottlehm überlagert werden. Dieser Flottlehm konservierte die archäologische Befunde, erschwerte aber die Auffindung, da er sich kaum vom anstehenden Boden unterscheidet.

Abb. 8: Die archäologischen Fundplätze der Marmstorfer Hochfläche

Der Fundplatz war bereits seit 1932 durch verschiedene Lesefunde bekannt und 1985 konnte von K. Richter eine Ofenanlage mit früheisenzeitlicher Keramik der Jastorf-Stufe aufgenommen werden. Unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten auf den Fundplätzen 68/69 waren im September 1994 aufgrund von Sandabbau erneut Grabungsarbeiten notwendig. Insgesamt wurde eine Fläche von 6.000 m² untersucht. Dabei konnten Befunde verschiedener Belegungsphasen herausgearbeitet werden. Dies waren insgesamt fünf Hausgrundrisse verschiedener Siedlungsphasen sowie zwei Bestattungsplätze der älteren Vorrömischen Eisenzeit mit fünf Urnengräbern und zwei isoliertstehende Urnen in der südwestlichen Grabungsecke aus dem 2. Jh. n. Chr (Schäfer 2008, 162). Drei der auf der Grabungsfläche dokumentierten Hausgrundrisse stammen aus der späten Bronzezeit/frühesten Vorrömischen Eisenzeit (Först 1996, 40–49). Auf diese Befunde wird hier nicht weiter eingegangen.

Das Haus 1 (Abb. 9) ist dreischiffig und Ost-West ausgerichtet. Die Länge misst 12,2 m, die Breite 4,5 m. Die Grundfläche beträgt 54,9 m², erhalten haben sich ein östlicher und westlicher Wandgräbchenabschluss sowie neun Pfosten.

Abb. 9: Hamburg-Marmstorf, Fpl. 13, Haus 1 (Planum und Profile)

Das Haus 2 (Abb. 10) ist ebenfalls dreischiffig konstruiert und war Ost-West ausgerichtet. Der östliche Teil mit Wandgräbchenabschluss ist gut erhalten, der westliche Teil durch einen militärischen Graben aus dem Zweiten Weltkrieg tiefgründig gestört. Die erhaltene Länge beträgt 11,95 m, die Breite 4,4 m und die Grundfläche 52,9 m².

Abb.10: Hamburg-Marmstorf, Fpl. 13, Haus 2 (Planum und Profile)

Die drei Hausgrundrisse der späten Bronze-/frühen Eisenzeit liegen im südlichen bzw. südwestlichen Areal der Grabungsfläche. Die Urnen des 2. Jh. liegen nördlich der Häuser 1 und 2. Die dreischiffigen Hausgrundrisse datieren nach dem keramischen Material der umliegenden Gruben in das 1. Jh. v. bis zum 1. Jh. n. Chr. Die beiden Häuser von Fpl. 13 entsprechen dem Bautyp von Marmstorf Fpl. 68. Sie scheinen in engem Zusammenhang mit der Siedlung Fpl. 68/69 zu stehen. Ob die Grundrisse gleichzeitig existierten oder ob sie zeitlich aufeinander folgten, lässt sich nicht entscheiden, da die Fläche zwischen den Fundplätzen 13 und 69 aufgrund der Kiesgrubenerweiterung und der Baumschulbauarbeiten nicht untersucht werden konnten. So lässt sich nur erahnen, welche Größe die ehemalige Siedlung der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit bzw. älteren Kaiserzeit einst besessen haben mag (Schäfer 2002a, 58 f.).

Marmstorf, Fpl. 52 (Freie und Hansestadt Hamburg)

Der 1961 beim Autobahnbau untersuchte Fundplatz Marmstorf 52 erbrachte einen Hausgrundriss der älteren Vorrömischen Eisenzeit sowie Gruben der Trichterbecherkultur (Ahrens 1974, 77–92).

Die Siedlungsnachweise finden sich in einem Areal von 110 m Länge und 60 m Breite. Im Zentrum der Befunde liegt der Hausgrundriss. Der Hausbefund (Abb. 11) ist Ost-West ausgerichtet und zweischiffig konstruiert. Die Länge beträgt 29 m, die Breite am Westende 7 m und am Ostende 6 m. Die Grundfläche beträgt 189 m², der Grundriss ist in drei Räume unterteilt. Etwa 25 m weiter östlich liegt eine Pfostenkonzentration, die von C. Ahrens (1974, 82 f.) als Haus 2 („Stall“) angesprochen wird. Auf diesen nur rudimentär erhaltenen Befund wird nicht weiter eingegangen.

Abb. 11: Planumzeichnung des Hausgrundrisses von Hamburg Marmstorf, Fpl. 52

Beide Hausreste werden von 20 Gruben, Feuerstellen und weiteren Verfärbungen umgeben. Lediglich ein Befund wurde etwa 50 m abseits weiter nördlich festgestellt (ebd. 1974, 78).

Marmstorf, Fpl. 68/69 (Freie und Hansestadt Hamburg)

Das Siedlungsareal von Fundplatz 68/69 mit dem Flurnamen „Auf den Zehntstücken“ liegt im Süden Hamburgs direkt an der Grenze zu Niedersachsen. Das Gelände liegt auf der Geest am Ostfuß der Harburger Berge und fällt über mehrere kleine Seitentäler leicht nach Norden beziehungsweise Nordosten über Harburg in die Elbmarschen ab. Die topographische Höhe der Fläche liegt zwischen 72 und 80 m über NN. Geologische Aufschlüsse zeigten, dass es sich in dieser Gegend bei den unteren Sanden um drenthezeitliche Schmelzwassersande handelt. Die oberen Sande sind Nachschüttsande des Drenthe-Vorstoßes, diese werden von einem Geschiebelehmrest überlagert, der eine Mächtigkeit von etwa einem Meter erreicht. Über diesem Geschiebelehm, der dem Fuhlsbütteler Vorstoß zuzurechnen ist, liegt eine sekundäre verlagerte Sandlößschicht (Flottsand und Flottlehm), die in unterschiedlicher Stärke die Harburger Berge überzieht. Die Aufwehung des Sandlößes dürfte im Rahmen eines grundlegenden Umweltwandels nach Auflassen der Siedlung ab der älteren Kaiserzeit erfolgt sein. Durch diese Flottsandschicht sind die Befunde meist gut erhalten, sofern sie nicht durch andere Eingriffe in den Boden gestört sind. Die Flächen wurden bis zu Beginn der Bauarbeiten für die Baumschulen als Ackerland und Weide genutzt. Das heutige Landschaftsbild gibt den ehemaligen Charakter einer von Wald umgebenen Hochfläche nicht wieder.

Für die Anlage einer Baumschule und deren Gebäude mussten 1993 und 1994 verschiedene Notbergungen durchgeführt werden (Abb. 12). Im östlichen Bereich (Fpl. 69) war aufgrund der fortgeschrittenen Baumaßnahme keine vernünftige Baubegleitung durchführbar, so dass es hier unmöglich war, Hausreste aufzunehmen. Einzelne Pfosten und ein Wandgräbchenrest im östlichen Teil der Fläche zeigen allerdings, dass hier durchaus Hausstrukturen zu vermuten waren. Auf der Grabungsfläche wurden insgesamt 152 Befunde ausgegraben, darunter tiefe Vorratsgruben, diverse uncharakteristische Gruben, Öfen und Feuerstellen. Der weiter westlich gelegene Teil der Siedlung wird unter Fpl. 68 geführt. Hier gelang es unter besseren Grabungsbedingungen, insgesamt 875 Befunde zu dokumentieren, die sich in Gruben, Feuerstellen, Öfen und den Resten von 18 überwiegend fragmentarisch erhaltenen Hausgrundrissen gliedern (Schäfer 2002a, 56 f.).

Abb. 12: Grabungsplan Marmstorf, Fpl. 68/69

Durch die Erweiterung der Baumschulflächen und des Kiesabbaus wurde im Sommer 2006 eine weitere Grabungskampagne notwendig, die erneut fünf, teilweise fragmentarisch erhaltene Hausgrundrisse, den noch nicht vollständig ergrabenen Rest des Hauses 17 und weitere Befunde erbrachte.( Dem örtlichen Grabungsleiter Dr. Andreas Hüser sei für die kollegiale Zusammenarbeit gedankt.)

Das Haus 2 (Abb. 13) ist dreischiffig und nahezu vollständig erhalten. Zwei Pfostenpaare sind vollständig erhalten und zwei weitere deuten sich durch einzelne Pfostensetzungen an. Das Haus ist Ost-West ausgerichtet, die Grundfläche misst 52,3 m² Der Befund weist eine Länge von 11,5 m und eine Breite von 4,55 m auf.

Abb. 13: Hamburg-Marmstorf, Fpl.68, Haus 2 (Planum und Profile)

Das Haus 3 (Abb. 14 und 15) ist ebenfalls dreischiffig konstruiert und Ost-Süd-Ost – West-Nord-West ausgerichtet. Erhalten haben sich fünf gut erhaltene, regelhaft angeordnete Pfostenpaare. Der Hausgrundriss entspricht dem Typ 3 aus Flögeln (Zimmermann 1992, 102). Die Länge beträgt 13,25 m, die Breite 4,25 m, die Grundfläche beträgt 56,3 m². Die tief gegründeten Pfosten in den Wandgräbchen scheinen ebenfalls dachtragende Funktion gehabt zu haben.

Abb.14: Hamburg-Marmstorf, Fpl. 68, Haus 3 (Planum und Profile)

Abb.15: Fotovom Hausgrundriss 3 aus Marmstorf, Fpl.68

Das Haus 17 (Abb. 16) war ebenfalls dreischiffig gebaut und Ost-West ausgerichtet. Der Grundriss wurde 1994 nicht vollständig ausgegraben und konnte erst während der Grabungskampagne 2006 vollständig dokumentiert werden. Die Länge beträgt 18,25 m, die Breite 4,95 m bis 5,3 m bei einer Grundfläche von 96,4 m². Es handelt sich um den mit Abstand größten Grundriss, der am westlichen Rand der Grabungsfläche gelegen ist.

Abb.16: Hamburg-Marmstorf, Fpl.68, Haus 17 (Planum und Profile)

Das Haus 21 (Abb. 17) ist dreischiffig und weist eine Länge von 12,8 m und eine Breite von: 4,45 m auf. Die Grundfläche des Ost-West ausgerichteten Hauses liegt bei 57 m².

Abb.17: Hamburg-Marmstorf, Fpl.68, Haus21 (Planum und Profile)

Bei den Grabungen konnten insgesamt acht dreischiffige Häuser dokumentiert werden. Bei 13 weiteren Hausbefunden ist zumindest wahrscheinlich, dass sie ursprünglich dreischiffig konstruiert waren. Die Hausgrundrisse sind bis auf zwei Ausnahmen (Haus 3 und 4) annähernd gleich ausgerichtet, so dass von einem bestimmten Bauprinzip ausgegangen werden kann.

Die Siedlung von Marmstorf 68/69 datiert vom 1. Jh. v. Chr. bis in das 1. Jh. n. Chr. Die zeitliche Einordnung erfolgte über die Keramik, andere Bestimmungsmethoden standen nicht zur Verfügung. Aufgrund der Homogenität und der Verteilung der Keramik ist es nicht möglich, die Hausgrundrisse chronologisch voneinander zu trennen. Durch die Überschneidung von Haus 6 und 7 sowie Haus 22 und 23 kann von mindestens zwei Bauphasen ausgegangen werden.

Einige „Feuerböcke oder Tiegel“ und vereinzelte Schlackefunde verdeutlichen, dass auch Verhüttungsprozesse durchgeführt worden sein müssen. Allerdings konnten an keiner Stelle Rennfeueröfen oder vergleichbare Befunde nachgewiesen werden, so dass die feuergefährlichen Arbeiten wahrscheinlich in einem sicheren Abstand zu den Wohnhäusern ausgeführt wurden und bei den bisherigen Grabungen nicht erfassbar waren. Die Verteilung der Spinnwirtel, Mahlsteine, Eisengegenstände, Schlacken und der Kuriosa wird aus der Karte (Abb. 18) ersichtlich. Diese Fundgruppen sind im Bereich der Öfen und Gruben im nördlichen Bereich aufgefunden worden.

Abb.18: Verteilung der Sonderfunde von Marmstorf, Fpl.68

Funktionelle Trennung der Bereiche in den Häusern mittels Phosphatanalysen Die Lokalisierung der Funktionsbereiche erfolgte bei Wohnstallhäusern anhand von Feuerstellen oder Indizien für eine Stallnutzung. Leider konnten in Marmstorf 68 und 13 keine Feuerstellen in Hausgrundrissen dokumentiert werden. Um Hinweise auf die Stallnutzung zu erhalten, sind Bodenproben für Phosphatanalysen entnommen worden. Für die Grabung 2006 wurden diese bei den Hausgrundrissen 21, 22 und 23 von ABOLA vorgenommen (Abb. 19).

Abb.19: Phosphatanalysen von Hamburg Marmstorf, Fpl.68

Es ist festzustellen, dass die Häuser 21 und 22 unterschiedlich genutzt wurden. In Haus 21 ist Phosphat flächig und punktuell in hohen Konzentrationen in den Boden gelangt. Die absolute Höhe der Werte und deren Verteilung lassen bei vorsichtiger Herangehensweise auf ein Wohnhaus schließen. Über das Haus 23 können kaum Aussagen getroffen werden, da die beprobte Fläche zu gering ist. Es könnte aber auch hier ein flächiger Phosphateintrag in den Boden stattgefunden haben. J. Lienemann vermutet, dass Wohnhaus, Speicher und ein weiteres Gebäude nebeneinander gelegen haben (Schäfer 2008, 179 ff.).

Marmstorf, Fpl. 70 (Freie und Hansestadt Hamburg)

Bei einer Begehung wurden im bereits freigelegten Gelände einer Kiesgrube im Sommer 1993 mehrere archäologische Befunde festgestellt. Die Grabungsfläche von 1993 misst knapp 1.000 m². Es wurden über 60 archäologische Befunde (Öfen, Gruben, ein Speicherbau und ein Wasserloch) aufgenommen.

Die Dokumentation von Resten zweier Pfostenbauten und einem Speicher erfolgte zunächst durch ehrenamtliche Grabungshelfer, weitere Befunde der Siedlung nahmen Mitarbeiter des Helms-Museums im Verlauf einer Grabung auf. Da die Kiesgrubenfläche in Richtung  Norden erweitert wurde, waren 1997 weitere Ausgrabungen notwendig. Dabei wurden diverse Befunde der späten Bronzezeit/frühen Eisenzeit entdeckt. Bei Begehungen nördlich von Fpl. 70 konnten einige kaiserzeitliche Scherben und Eisenschlacken aufgelesen werden. Diese Lesefunde deuten an, dass der Fpl. 70 in Zusammenhang mit dem nahe gelegenen, ebenfalls in die Kaiserzeit datierenden Fpl. 66/67 steht (Schäfer 2008, 182 ff.).

Das Haus 1 (Abb. 20) ist ein einschiffiges Ost-West ausgerichtetes Nebengebäude. Wahrscheinlich waren die zugehörigen Wandgräbchen bereits zerstört, was auf ein ehemals dreischiffiges Gebäude hinweisen würde. In der südlichen Mitte der Konstruktion deuten zwei weitere Pfosten auf einen Anbau hin. Die Länge misst 16,45 m und die Breite. 2,9 m, die Grundfläche beträgt 47,5 m². Durch die enge Pfostensetzung im Osten des Hauses deutet sich hier ein Stallbereich von einer Länge von 7 m an. Ein weiteres Haus war durch die Abbaukante in der Kiesgrube noch stärker zerstört, zeigte aber grundsätzlich ähnliche Konstruktionsmerkmale wie das besser erhaltene Haus 1.

Abb.20: Hamburg-Marmstorf, Fpl. 70, Haus 1 (Planum und Profile)

Befunde mit Keramik der jüngeren Vorrömischen Eisen-/beginnenden älteren Kaiserzeit lagen hauptsächlich an den Untersuchungsgrenzen im Nord und Süden der Grabungsfläche. Die Befunde mit Keramik der späten Bronze- und frühen Eisenzeit verteilten sich dagegen in lockerer Streuung im Süden und im Zentrum des Fundplatzes. Es konnte folglich eine Zweiphasigkeit der Siedlungstätigkeit festgestellt werden. Während einige wenige Befunde ebenso wie zwei über nahe gelegene Gruben datierte Hausgrundrisse in die Zeit vom 1. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr. zu setzen sind, gehört der Großteil der Befunde in die jüngere Bronze- bzw. frühe Eisenzeit (Schäfer 2008, 184).

Horizontale Verschiebung der Siedlungen auf der Marmstorfer Hochfläche

Von besonderem Interesse ist die grundsätzliche Frage, ob zeitliche Verlagerungen auf der Marmstorfer Hochfläche nachweisbar sind. Dabei zeigen die unterschiedlichen Datierungen der einzelnen Fundplätze schon jetzt Tendenzen auf (Abb. 21).

Abb.21: Horizontale Verschiebung der Siedlungen auf der Marmstorfer Hochfläche

Während die Kernbereiche von Fpl. 68 sich in das 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. eingrenzen lassen, zeigen sich im südlichen Bereich der Grabungsfläche aus der Kampagne 2006 bereits etwas jüngere Formen der älteren Kaiserzeit. Die Fundplätze Marmstorf 66 und 67 liefern auch rollrädchenverzierte Keramik, hier könnte eine Verlagerung der Fundplätze Marmstorf 13 und 68/69 im 1. und 2. Jh. n. Chr. stattgefunden haben. Für weiterführende Aussagen sind unbedingt umfassende Ausgrabungen notwendig. Diese sind auf dem Areal aufgrund der gut erhaltenen Hausbefunde und der Funde unterschiedlichster Zeiten besonders Erfolg versprechend. Daher sollte diese einzigartige Quelle in Hamburg in Zukunft weiter archäologisch untersucht werden, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf siedlungsarchäologische Fragestellungen (Schäfer 2008, 181).

Volksdorf, Fpl. 41/71 (Hansestadt Hamburg)

Als einziger Fundplatz mit einem Hausbefund der Vorrömischen Eisenzeit nördlich der Elbe wurde Volksdorf 41/71 dokumentiert. Der Fundplatz liegt im nördlichen Teil der Gemarkung Volksdorf unweit der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein.

Das sandige Jungmoränengebiet ist leicht hügelig, dabei überragt der Fundplatz das umgebene Gelände. Im Jahre 1956 wurden auf Fpl. 41 die Reste eines Brunnens mit Steinsetzung ausgegraben (Schindler 1960, 272). Aufgrund der räumlichen Nähe ist er der Siedlung Fpl. 71 als zugehörig zu betrachten.

Diese bis an den Urnenfriedhof Fpl. 70 heranreichende Siedlung wurde im Jahre 1967 entdeckt, als mehrere Gruben angeschnitten wurden. In den beiden darauf folgenden Jahren wurde von den vier Abschnitten A bis D der Siedlungsbereich B freigelegt, so dass insgesamt eine Fläche von etwa 1.400 m2 untersucht werden konnte (Schäfer 2008, 193).

Bei einem Befund handelt es sich vermutlich ehemals um ein 2-Pfosten-Grubenhaus (Abb. 22). Die Länge beträgt 4,4 m, die Breite 3,25 m, die Tiefe 0,8 m. Die nutzbare Innenfläche beträgt 14,3 m, die Ausrichtung war Ost-West. Der Boden des Grubenhauses ist im Profil nicht ganz waagerecht, vermutlich wurden zwei Pfostenlöcher am West- bzw. Ostende während der Dokumentation nicht erkannt. Diese Pfosten waren noch 32 bzw. 25 cm tief erhalten, der Abstand zwischen den beiden vermutlich dachtragenden Pfosten beträgt 3,85 m. Direkt bei diesem Befund lagen eine flache Herdstelle, ein Brunnen sowie eine flache Grube.

Abb. 22: Das Grubenhaus von Hamburg-Volksdorf, Fpl. 41/71, (Planum und Profil)

 

Eine abschließende Beurteilung des Fundplatzes ist aufgrund der ausschnitthaften Ausgrabung nicht möglich. Nach dem keramischen Fundmaterial datiert die Siedlung in die mittlere bis ausgehende Vorrömische Eisenzeit. Neben diesen datierenden Funden fand sich ein für einen Platz dieser Zeitstellung eher ungewöhnlich geformtes Webgewicht (das Exemplar ist ringförmig und deutet eine jüngere Siedlungsbelegung an), Eisenschlacken sowie „Form- und Düsenziegel“ (Schäfer 2008, 195).

Auswertung der Hausgrundrisse

Trotz der Vielzahl an Hausbefunden sind die Kenntnisse über die eisenzeitliche Siedlungsstruktur im Niederelbegebiet  – ganz im Gegensatz zu den gut erforschten Gräberfeldern – nach wie vor lückenhaft. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich der Forschungsstand durch großflächigere Ausgrabungen nachhaltig verbessert. Vor allem der Siedlungsarchäologie südlich der Elbe gelang es durch Anwendung zeitgemäßer Grabungstechniken einige Defizite aufzuarbeiten. Dennoch existieren nach wie vor Forschungslücken, die nur langsam geschlossen werden können.

In den Siedlungen der Vorrömischen Eisenzeit sind die ebenerdigen Gebäude meist ausschließlich durch Wandgräbchen und/oder Pfostengruben manifestiert. Aufgehende Teile der Bauten fehlen gänzlich und selbst die erhaltenen Grundrissreste sind sehr häufig durch rezente Eingriffe oder Bodenerosion ge- oder zerstört. Im Folgenden soll ein Blick auf die Konstruktionsmerkmale der erhaltenen Hausgrundrisse geworfen werden.

Gehöfte im Arbeitsgebiet

Gehöfte werden durch Haupt- und Nebengebäude sowie durch Einfriedungen nachgewiesen. Die Gehöfte der Vorrömischen Eisenzeit und älteren Kaiserzeit bestanden demnach aus einem Haupthaus, zu welchem ein bis zwei kleinere Nebengebäude und mehrere Speicher gehörten (Schuster 2004, 227). In Marmstorf Fpl. 68 bietet sich mit Haus 6/7 und der Einfriedung ebenfalls eine Möglichkeit, die jedoch nicht gesichert ist. Es scheint daher wesentlich sinnvoller, die Häuser nicht auf ihre baulichen  Zusammenhänge als Gehöft zu untersuchen, sondern die unterschiedlichen einzelnen baulichen Merkmale der Häuser genauer zu betrachten. Mit einer Fülle von Einzelmerkmalen können damit ähnliche Hausbautechniken im überregionalen Vergleich erarbeitet werden.

Die Ausrichtung der Häuser

Ein Blick auf die Ausrichtungen zeigt, dass weit über 90 % der Häuser im Arbeitsgebiet Ost-West orientiert waren (Abb. 23). Selbst bei fragmentarisch erhaltenen Häusern, bei denen sich beispielsweise nur wenige Pfosten und/oder Wandgräbchen erhalten haben, war stets eine Ost-West-Ausrichtung gegeben. Die fast einheitliche Ausrichtung der Hausgrundrisse könnte mit der vorherrschenden Windwirkungsrichtung aus West erklärt werden.  Entscheidend ist allerdings nicht, woher die meisten Winde kommen, sondern aus welcher Richtung die starken und zerstörerischen Winde auftreten. Die beiden Diagramme des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen eindeutig (Abb. 24), dass die stärksten Winde aus West kommen. Eine Hausausrichtung nach Ost-West ist folglich sehr sinnvoll, da die Häuser den angreifenden Winden am wenigsten Angriffsfläche bieten. Diese Beobachtung konnte ebenfalls bei den Untersuchungen von Flögeln gemacht werden (Zimmermann 1988, 154).

Abb. 23: Die Ausrichtung der Hausgrundrisse der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit im Niederelbegebiet

Abb. 24: Die Windmessung des Deutschen Wetterdienstes von Hamburg-Fuhlsbüttel und Ahrensburg. Quelle: Deutscher Wetterdiens, Geschäftsfeld Klima- und Umweltberatung

Konstruktion der Häuser

Bei der Auswertung der Konstruktionsweisen zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Konstruktionsweise und der zugehörigen Datierung.Der Befund der älteren Vorrömischen Vorrömischen Eisenzeit von Hamburg-Marmstorf Fpl. 52 ist zweischiffig konstruiert. Die Hausbefunde der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit im untersuchten Gebiet lassen sich hingegen als dreischiffige Häuser deuten. Das Hausinnere der Gebäude ist durch die paarig angeordneten Pfosten in ein Mittelschiff und zwei kleine Seitenschiffe unterteilt. Geographisch lässt sich dieser Haustyp von den Niederlanden über Westfalen, dem nördlichen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Dänemark bis zum skandinavischen Festland nachweisen. Hinzu kommen die Hausgrundrisse in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg sowie in Polen. Dreischiffige Häuser sind bereits seit der älteren Bronzezeit in den Niederlanden und Nordwestdeutschland bekannt (Zimmermann 1992, 42).

Tab. 1: Die Konstruktionsweise der vorliegenden Hausbefunde

Die Befunde der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit im Niederelbegebiet sind meist dreischiffig gebaut wie Tab. 1 zeigt. Die meisten Hausbefunde im untersuchten Gebiet gehörten folglich zu den dreischiffigen Hausgrundrissen. Wenn auch die „vermutlich dreischiffigen Häuser“ und ehemals dreischiffigen Bauten, die nur noch als einschiffige Häuser erhalten sind, hinzugerechnet werden, würde sich damit die Anzahl der dreischiffigen Gebäude mehr als verdoppeln. Bei der Auswertung zeigte sich, dass der zweischiffige Befund der älteren Vorrömischen Eisenzeit von Hamburg-Marmstorf Fpl. 52 eine Länge von 29 m aufweist. Die Häuser der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit im Arbeitsgebiet liegen zwischen 10,6 m von Agathenburg Fpl. 36 und Beckedorf Fpl. 5 mit 40,2 m. Am kleinsten sind die Häuser der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit aus Agathenburg, Fpl. 36. Die vollständig erhaltenen Häuser Marmstorfs messen zwischen 12,8 und 18,25 m, die Häuser von Buxtehude-Daensen sowie Marmstorf Fpl. 68/69 weisen vergleichbare Maße auf (siehe Tab. 2).

Tab.2: Die Hauslängen der Vorrömischen Eisenzeit und deren zeitliche Weiterentwicklung in der römischen Kaiserzeit

Das längste Haus wurde in Beckedorf, Fpl. 5 ausgegraben, es datiert in die ältere und beginnende mittlere Römische Kaiserzeit. Es folgen die Häuser der Fundplätze Scharmbeck, Fpl. 2 (2./3. Jh. n. Chr.) und Groß Fredenbeck, Fpl.15 (mit einem Siedlungsschwerpunkt im 3./4. Jh. n. Chr.). Damit kann festgestellt werden, dass die im überregionalen Vergleich die meisten Häuser im Arbeitsgebiet auffallend auch die kleinsten sind, ohne dass aber eine kontinuierliche Verlängerung der Häuser in der Römischen Kaiserzeit stattfindet. Die mit Abstand längsten Hausgrundrisse datieren in die mittlere Kaiserzeit. Es ist folglich bei den bearbeiteten und ausgewerteten Grundrissen eine bedingte zeitliche Abhängigkeit zwischen der Hausdatierung und der Hauslänge feststellbar.

Untersuchungen zur Hauslänge und -breite

Wie dargestellt sind die Häuser der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit zwischen 3,8 m und 6,8 m breit. Das breiteste Haus von Beckedorf Fpl. 2 ist gleichzeitig der längste Hausbefund mit 40,2 m. Das ähnlich breite Haus 5 von Buxtehude-Daensen Fpl. 2 ist mit 14,3 m wesentlich kleiner. Grundsätzlich ist im Arbeitsgebiet die Breite von der Hauslänge unabhängig und nähert sich einem Durchschnittswert um 5 m an. Die Hausbreiten teilen sich tendenziell in zwei Gruppen: um 4,6 m (4,25–5 m) und um 6,3 m (5,7–6,8 m). Da diese Gruppierungen unabhängig von der Länge sind, lassen sich keine Aussagen über das Verhältnis der Hauslänge zur Breite treffen.

Der Hausbefund der älteren Vorrömischen Eisenzeit von Hamburg-Marmstorf Fpl. 52 ist 29 m lang und zwischen 6 und 7 m breit. Neben einer grundsätzlich unterschiedlichen Bauweise sind diese Hausbefunde etwas breiter als die durchschnittlichen Hausgrundrisse der jüngeren Vor-römischen Eisenzeit.

Kulturelle Verwandtschaften

Die dreischiffigen Häuser von Marmstorf Fpl. 13 und Fpl. 68 entsprechen weitgehend dem Typ 3 von Flögeln, die dachtragenden Pfostenpaare sind regelmäßig eingebracht. Die meisten Pfostenriegel liegen zwischen 2,10 m und 2,20 m und sind damit dem Typ Flögeln 3a zuzurechnen.

Ein Blick auf die Feingliederung der Hausbefunde im Arbeitsgebiet zeigt auffallende Affinitäten zum süddänischen Gebiet. Diese Tendenz einer kulturellen Verwandtschaft der Hausbefunde im nördlichen Schleswig-Holstein mit dem südlichen Dänemark wurde bereits von H. Jöns bei der Auswertung der Hausbefunde von Osterrönfeld und Joldelund herausgearbeitet.

Die 3,8 m von Agathenburg Fpl. 36 Haus 1 können als Einzelfall gewertet werden.  So zeigt bspw. das Haus 14 von Ladel und, Lkr. Nordfriesland, Ähnlichkeiten zu den Befunden aus Marmstorf, Fpl. 68/69. Unterschiedlich sind allerdings die engeren Pfostensetzungen (1,10 m im mittleren Hausbereich). Die weiteren Pfostenabstände des Mittelschiffes betragen 2,20 m und entsprechen damit weitgehend den Befunden von Marmstorf (Jöns,1996, 197).

Jeder Fundplatz und damit auch die dort ermittelten Hausbauten weist allerdings eigene Züge auf. So sind die in Joldelund in regelmäßigen Abständen eingegrabenen, dachtragenden Pfosten im dänischen Gebiet als Ausnahme zu betrachten (Jöns 1997, 154). Dieses Konstruktionsdetail tritt wiederum bei den Typ 3-Häusern in Flögeln häufig auf (Zimmermann 1992, 102). Gebäude mit ähnlicher Konstruktion wurden auch in Wijster dokumentiert und dort als Typ AIb geführt (van Es 1967, 389 ff.)

Betrachtet man die einzelnen Merkmale der Häuser, so ergeben sich Bezüge in unterschiedliche Regionen, zu denen es aus dem Niederelbegebiet heraus Kontakte gegeben haben muss. Zu erklären sind diese Affinitäten sicherlich mit langandauernden, sich gegenseitig beeinflussenden Hausbautraditionen und Kulturkontakten. Nach W. H. Zimmermann existiert eine einheitliche Hausbautradition bereits seit der Bronzezeit in einem sehr großen Gebiet. Diese Regelhaftigkeit ist unabhängig von der Konstruktion des Aufgehenden und der Funktion der Gebäude. Ein einheitliches Grundschema behielt sehr lange seine Gültigkeit. Diese Erkenntnis ist für die allgemeine kulturhistorische Bewertung von großer Bedeutung. Diese wäre nicht ohne ein spezialisiertes Zimmermannshandwerk möglich, das an einem entwickelten Grundschema festhielt. Die Übereinstimmungen sind nicht denkbar ohne intensive Kontakte über lange Zeit und große Entfernungen. Dass diese Kontakte insbesondere auch durch den Handel gepflegt wurden, ist bekannt. Die Forschungsergebnisse zur Übereinstimmung beim Hausbau belegen erstaunlich enge Verbindungen. Diese müssen kontinuierlich bestanden haben, da Unterbrechungen zu regional unterschiedlichen Entwicklungen geführt hätten (Zimmermann 1988, 477).

Die Standortbedingungen für eisenzeitliche Siedlungen

Die durch das Geologische Landesamt Hamburg zur Verfügung gestellten geologischen Kartierungen (Herrn Prof. J. Ehlers sei dafür herzlich gedankt) zeigen, welche Standortvoraussetzungen durch die eisenzeitlichen Menschen als günstig erachtet wurden und für die Auswahl eines Siedlungsplatzes gegeben sein mussten.

Abb.25: Die Siedlungen der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit in Hamburg (Stufe 1)

Abb.26: Geologische Kartierung der Siedlungen der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit (Stufe1): Jüngere Vorrömische Eisenzeit bis beginnende Römische Kaiserzeit)

Die durch ein Geoinformationssystem (GIS) gestützte Auswertung der Lagen aller eisenzeitlichen Fundplätze (Abb. 25) lieferte diesbezüglich wichtige Hinweise. Demnach liegen die eisenzeitlichen Siedlungsplätze immer auf den Flächen mit Schmelzwasser- und Windablagerungen (Abb. 26). Erstaunlicherweise wurde die Grundmoräne von der Vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit auf dem Gebiet Hamburgs nicht aufgesiedelt. Ein Blick auf die Gegebenheiten während der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und des Mittelalters zeigt hingegen, dass die Fundplatzkartierungen für diese Perioden ein grundsätzlich unterschiedliches Besiedlungsmuster ergeben (Die Kartengrundlagen liefern die Ortsakten des Hamburger Museum für Archäologie.) Demnach wurde die Grundmoräne in der Jungsteinzeit (Abb. 27) und während der Bronzezeit (Abb. 28) besiedelt. Im Mittelalter erfolgte eine konzentrierte Aufsiedlung der Marschen (Abb. 29).

Abb.27: Geologische Kartierung der Siedlungen des Neolithikums in Hamburg

Abb.28: Geologische Kartierung der Siedlungen der Bronzezeit in Hamburg

Abb.29: Geologische Kartierung der Siedlungen des Mittelalters in Hamburg

Airborne-Laserscan-Daten (ALS)

Flugzeuggetragenes Laserscanning wird in der Literatur auch mit dem Begriff LIDAR (light detection and ranging) bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine relativ neue Technik, mit der sich die Topographie der Erdoberfläche in kurzer Zeit sehr detailliert und präzise vermessen lässt.

An der Unterseite eines Flugzeuges oder Hubschraubers wird ein Laserscanner montiert. Während das Flugzeug streifenweise ein Gebiet abfliegt, tastet der Laserscaner die Erdoberfläche ab. Dabei sendet er kurze Laserpulse aus, die fächerförmig quer zur Flugrichtung abgelenkt werden. Aus der Laufzeitdifferenz zwischen dem ausgesendeten Signal und empfangenem Echo kann die Entfernung zwischen dem Scanner und dem Objekt bestimmt werden. Pro Sekunde werden zwischen 30.000 und 200.000 Pulse ausgesendet. Dies garantiert eine sehr hohe Dichte gemessener Geländepunkte, aus denen ein detailliertes Geländemodell erstellt werden kann

Auf dem Weg zur Erdoberfläche kann der Laserstrahl an unterschiedlichen Objektoberflächen reflektiert werden. Die empfangenen ersten Echos stammen meist von Baumkronen oder Dachleitungen. Aufgrund des Durchmessers des Laserstrahls wird in der Vegetation oft nur ein Teil der Strahlung von den Baumkronen etc. reflektiert. Der Rest der Energie kann idealerweise durch kleine Löcher weiter bis zum Boden vordringen. Als Ergebnis der Datenerfassung erhält man eine dichte Punktwolke.

Werden ausschließlich die ersten Echos alle Laserpulse verwendet, so erhält man ein digitales Oberflächenmodell (DOM). Bei der Verwendung der letzten Echos kann aus den vorhandenen Daten ein digitales Geländemodell (DGM) errechnet werden, in dem vor allem die Vegetation herausgerechnet ist.

In der Archäologie findet LIDAR mittlerweile in vielen Bereichen Anwendung. Im Sinne einer Prospektionstechnik nimmt LIDAR eine Zwischenstellung zwischen der Luftbildarchäologie und der topographischen Aufnahme von archäologischen Fundstellen ein. Diese Daten haben große Bedeutung und liefern einen eindeutigen Erkenntnisgewinn für die archäologische Prospektion. Der Schwachpunkt der Methode liegt darin, dass sich nur obertägig erhaltene Bodendenkmale und Eintiefungen dokumentieren lassen (Doneus/Briese/Kuhtreiber 2008, 137 ff.). Nichtsdestotrotz vervielfachen in Waldgebieten die so erhobenen Daten den Denkmalbestand. Auch im Marschgebiet (Prielverläufe) erhöht sich die Fundplatzdichte deutlich. Quellenkritisch muss allerdings jeder durch LIDAR neu entdeckte Siedlungsplatz zur Kontrolle im Gelände begangen und überprüft werden.

Für die archäologischen Untersuchungen des Autors wurden vom Landesamt für Geowesen und Vermessung (LGV) insgesamt acht mittels LIDAR erfasste Teilbereiche für Hamburg zur Verfügung gestellt (Herrn W. Sieh (LGV) sei dafür herzlich gedankt.)

 

Abb. 30: Die LIDAR_Kartierung von Hamburg Marmstorf

Anhand von zwei Teilbereichen kann die Wirksamkeit dieser Daten kurz vorgestellt werden: Die LIDAR-Messungen für Marmstorf zeigen neben bislang unbekannten Grabhügeln eine Geländetopograhie mit Bachläufen und Tälern (Abb. 30), die einen komplexeren Blick auf die Landschaft ermöglicht. Dieses erweiterte Informationsbild erlaubt Rückschlüsse auf die ehemalige Wasserversorgung und die Landschaftstopographie der Marmstorfer Siedlungen. Im Volksdorfer Wald zeigen sich durch diese neue Methode lineare Strukturen im Wald (Abb. 31 und 32), die durch die vorliegenden Luftbilder nicht zu erkennen waren. Diese Strukturen können vorbehaltlich eines Feinnivellements und Sondageschnitten vermutlich als eisenzeitliche Ackersysteme angesprochen werden.

 

Abb. 31: Die LIDAR-Kartierung von Hamburg-Volksdorf

Für Landschaftsrekonstruktionen (Geländemodelle, Höhenlagen und Flussläufe) sind die LIDAR-Daten kaum zu ersetzen. Durch die Auswertung von historischen Karten sowie der GIS/LIDAR-Daten können Umweltsteckbriefe für Fundplätze erarbeitet werden: Hangausrichtung (Abb. 33; 34), Hangneigung (Abb. 35; 36), Mikrorelief, Gewässernähe, Gewässerverlauf, die Höhenlagen von Siedlungen und Gräberfeldern, die Ausrichtung der Fundplätze und lokale Bodentypeneinteilungen. Mit diesen Grundlagen können archäologische Prädiktionsmodelle erstellt (Ducke 2007, 235 ff.) und bestimmte Fragekomplexe angegangen werden, wie etwa: welche Bereiche wurden für Ansiedlungen bevorzugt gewählt? Welche Areale wurden aufgrund der ermittelten Komponenten kaum aufgesiedelt? Die errechneten Parameter ermöglichen Wahrscheinlichkeitsberechnungen, wo sich ehemals vorgeschichtliche Siedlungen befunden haben bzw. wo diese kaum zu erwarten sind. (Zur Quellenkritik siehe Ducke 2007, 253 ff.)

Abb. 32: Lineare Strukturen (bislang) unbekannter Funktion im Volksdorfer Wald

Die gewonnenen Daten können so als wichtige Interpretationsgrundlage für die Archäologie dienen und erlauben damit grundlegende Einblicke in die Landschaftsarchäologie.

Abb. 33: Hangausrichtungen (aspects) Marmstorf anhand LIDAR-Daten

Abb. 34: Hangausrichtungen (aspects) Volksdorf anhand von LIDAR-DAten

Abb. 35: Die mittels LIDAR ermittelte Hangneigung (slopes) von Hamburg Marmstorf

 

Abb. 36: Die mittels LIDAR ermittelte Hangneigung (slopes) von Hamburg-Volksdorf

Literatur

Ahrens 1974: C. Ahrens, Die eisenzeitlichen Hausgrundrisse im Harburger Raum. Hammaburg N. F. 1 (Hamburg 1974), 77–92.

Brabandt 1993: J. Brabandt, Hausbefunde der römischen Kaiserzeit im freien Germanien. Veröff. Landesamt arch. Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, 46 (Halle 1993).

Doneus/Briese/Kühtreiber 2008: M. Doneus/C. Briese/T. Kühtreiber, Flugzeuggetragenes Laserscanning als Werkzeug der archäologischen Kulturlandschaftsforschung. Arch. Korrbl. 38, 2008, 137–156.

Ducke 2007: B. Ducke, Ein archäologisches Prädiktionsmodell für das Bundesland Brandenburg: Methoden, Datengrundlagen und Interpretationen. In: J. Kunow/J. Müller/F. Schopper (Hrsg.), Archäoprognose II. Forsch. z. Arch. Land Brandenburg 10 (Wünsdorf 2007), 235–257.

Eger 1999: C. Eger, Die jüngere vorrömische Eisen- und römische Kaiserzeit im Luhetal (Lüneburger Heide). Diss. München (Rhaden/Westf. 1999).

van Es 1967: W. A. van Es, Wijster, a native village beyond the imperial frontier 150–425 AD. Palaeohist. 11 (Groningen 1967).

Först 1997: E. Först, Die spätbronzezeitlichen Siedlungsbefunde von Hamburg-Marmstorf. In: J.-J. Assendorf (Hrsg.). Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nordwestdeutschland. Internat. Symposium Hitzacker 1996 (Espelkamp 1997) 40–50.

Hofmann 1996: A. Hofmann, Die Keramik einer Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei Agathenburg, Landkreis Stade (Ungedr. Magisterarbeit, Frankfurt a. Main 1996).

Lüth 1984/85: Fr. Lüth, Beckedorf Fpl. 4. Ein Siedlungsplatz der frühen Eisenzeit mit einer Zusammenstellung der bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Fundstellen im Mühlenbachtal. In: Hammaburg N. F. 7 1984/85, 39–60.

Schäfer 1988: A. Schäfer, Die Befunde von Hamburg-Marmstorf (vorrömische Eisenzeit bis ältere Kaiserzeit) (ungedr. Magisterarbeit Univ. Hamburg 1988).

Schäfer 1999: A. Schäfer, Die eisenzeitliche Siedlung von Hamburg-Marmstorf. In: Arch. Inf. 22, H. 2, 1999, 367–368.

Schäfer 2002a: A. Schäfer, Archäologische Untersuchungen auf der eisenzeitlichen Siedlung von Hamburg-Marmstorf. Hammaburg N. F. 13, 2002, 51–60.

Schäfer 2002b: A. Schäfer, Häuser der Eisenzeit. Arch. Niedersachsen 5, 2002, 18–20.

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Schindler 1960: R. Schindler, Die Bodenaltertümer der Freien und Hansestadt Hamburg. Veröff. Mus. Hamburg. Gesch., Abt. Bodendenkmalpfl. 1 (Hamburg 1960).

Schuster 2004: J. Schuster, Herzsprung. Eine kaiserzeitliche bis völkerwanderungszeitliche Siedlung in der Uckermark. Berliner Arch. Forsch. 1 (Rahden/Westf. 2004).

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Zimmermann 1988: W. H. Zimmermann, Regelhafte Innengliederung prähistorischer Langhäuser in den Nordseeanrainerstaaten. Ein Zeugnis enger, langandauernder kultureller Kontakte. Germania 66, 1988, 465– 488.

Zimmermann 1992: W. H. Zimmermann, Die Siedlungen des 1. bis 6. Jh. nach Christus von Flögeln-Eekhöltjen, Niedersachsen. Die Bauformen und ihre Funktionen. Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 19 (Hildesheim 1992).

 

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