Funde von der Burg Brobergen

Weihnachten 2011:

Es war nicht gerade weihnachtliches Wetter – Weihnachten 2011. Statt Schnee heftiger Wind, kalter Regen und ein wolkenbedeckter Himmel, der die Landschaft grau und ungastlich erscheinen ließ. Ich mag jedoch so ein Wetter und musste unbedingt mal raus. Also schnappte ich mir meine Kamera und fuhr mit dem Auto Orte an der Oste ab. Hier gibt es immer etwas interessantes zu fotografieren und das Wetter passt ausgezeichnet zur spröden Ostelandschaft.

Winterliche Oste am Fährkrug

Auch die Hollander Höfe an der Brobergener Fähre waren mein Ziel. Hier, wo bis in die Neuzeit die Burg von Brobergen stand, war keine Menschenseele zu sehen. Die Fähre lag zur Überwinterung an Land  und ein eisiger Wind pfiff über die weite Graslandschaft, die füher mal das unzugängliche Ostemoor war.

Überwinterung: Die Fähre auf dem Trailer an Land gezogen

An den Hollander Höfen standen Baumschinen und die ganze Umgebung südlich des ehemaligen Burggeländes war eine einzige große Bausstelle. Der Deich soll an dieser Stelle zurückgenommen werden, um der Oste bei Hochwasser mehr Überschwemmungsfläche zu geben.

Baumaßnahmen zur Deichverlagerung

Ich schaute mir die Baumaßnahme näher an. In den aufgewühlten Erdmassen konnte man schon von weiten Ziegelbruch erkennen. Na, dachte ich, dass ist bestimmt neuzeitlicher Ziegelbruch, den die Bauern zur Stabilisierung der Wege eingebracht haben. Bei näherer Betrachtung stellte  ich jedoch fest, dass es sich um sehr alte Ziegel im sogenannten ‚Klosterformat‘ handelt.

Mittelalterlich-frühneuzeitlicher Ziegel im sog. 'Klosterformat'

Dies machte mich neugierig. Da ich meine Gummistiefel anhatte untersuchte ich die von den Baggern geformte Böschung in der Nähe des Burggeländes. Schnell fand ich weitere Ziegelbruchstücke und Pfannen im Format „Mönch und Nonne“, Scherben aus unterschiedlichen Zeitepochen und Tierknochen kamen hinzu.

Dachpfanne vom Typ 'Mönch/Nonne'

Auf der gegenüberliegenden Seite, zeigte eine scharfe Abruchkante mit Ziegelbruch, wie die Bagger  das Burggelände ‚angeknabbert‘ hatten. Den Funden nach zu urteilen, könnte der Burggraben angeschnitten worden sein, in dem die Burgbewohner über Jahrhunderte ihren Müll entsorgten und in dem nach Abriss der Burg, die nicht mehr verwendungsfähigen Baumaterialien verschwanden.  Bei der späteren Suche fiel auf, dass auschließlich Zieglbruch zu finden war. Ganze Ziegelsteine oder ganze Dachpfannen konnten wir trotz intensiver Suche nicht entdecken.

Nach Hause zurückgekehrt informierte ich den Denkmalschützer des Landkreises über den Frevel an der Burganlage. Der Eingriff war jedoch bereits bekannt und man hatte seitens des Amtes bereits Maßnahmen dagegen ergriffen.

Mit Einverständnis des Kreisarchäologen suchten wir die von den Baggern bewegte Erde nach weiteren Funden ab, um diese vor dem entgültigen Verlust zu bewahren. Meine Kollegen Annegret und Peter unterstützten mich hierbei nach Kräften. Es war ein schwieriges Geschäft. Der eisige Wind fegte über die baumlosen Flächen und der kleihaltige, durchnässte Boden machte eine Bewegung auf der Fläche schwierig.

Wir konnten trotzdem einige interessante Funde machen. Die nachfolgenden Bilder zeigen einen Auschnitt hiervon. Unter anderen gelang es uns auch Lederreste zu bergen. Wir haben diese  der Kreisarchäologie zur Verfügung gestellt.

Geborgener Lederrest - offensichtlich eine Schuhsohle

Zu hoffen bleibt, dass es demnächst mal möglich sein wird, das Burggelände archäologisch zu untersuchen, um mehr über diese Burg in Erfahung zu bringen. Wer sich näher über die Burg und Ihre Geschichte informieren möchte, sei auf die Seite des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen e.V. verwiesen.

Hier ein Link zur Seite des Fährvereins-Brobergen

 

<<< vorige Mitteilung          Seitenanfang          nächste Mitteilung >>>